Wir, die Identity Foundation, haben vor kurzem die Ergebnisse einer tiefenpsychologischen und repräsentativen Untersuchung über die Zuversicht der Deutschen veröffentlicht. (Wen es interessiert: identity-foundation.de/studien/deutschland-auf-der-flucht-vor-der-wirklichkeit).

Das Ergebnis war alles andere als zuversichtlich stimmend.
Angst, Unsicherheiten, Rückzug ins Private und sogar Resignation prägen die Deutschen. Eine solche Grundhaltung dürfte für eine nationale Gemeinschaft nicht besonders förderlich sein. Das werden wir auch mit noch so viel Meditation nicht ausgleichen können. Spannender ist deshalb unsere eigene, ganz persönliche Sicht auf das, was wir Zukunft nennen. Und die Zukunft besteht ja aus mehreren möglichen Annahmen. Die kurzfristige, auf die nächsten Tage? Oder auf die kommenden Monate und Jahre? Oder auf welchen Horizont von Jahrzehnten bist du bereit zu schauen?

Ich nehme an, alle kennen die Idee von der „Selffulfilling Prophecy“, also die Annahme, dass unsere innere psychische, geistige Haltung stark mitbestimmt, wie sich unsere Zukunft in Realität verwandelt. Vereinfacht gesagt, positiv/konstruktiv denken führt zu einer positiv/konstruktiven Wirklichkeit. Und andersherum: kritisch/ängstlich denken führt zu der Erfüllung der Befürchtungen.

Ich kann diesem „Mechanismus“ durchaus etwas abgewinnen – selbst wenn er wissenschaftlich nicht gesichert ist. Aber was ist schon sicher in Bezug auf unser Schicksal?!
Sicher ist aber, dass eine gute Stimmung, eine offene Weltsicht und konstruktives Denken viele persönliche Vorteile mit sich bringen. In der Tradition des Zen war man allerdings nicht immer dieser Meinung. Da galt oft das Gegenteil: „Die on your cushion!“, also „Stirb auf deinem Kissen!“ hat noch im vergangenen Jahrhundert der Zen-Meister Suzuki verlangt. Ob das darin geforderte vollkommene Loslassen menschenfreundlich oder segensreich genannt werden kann, wage ich zu bezweifeln.

Zen ist besser aufgehoben, sich nicht so ernst zu nehmen. Ein wunderbares Beispiel dafür ist der japanische Zen-Meister aus dem 14. Jahrhundert Ikkyū Sōjun. Seine Texte sind voll von Provokationen.

Yesterday's clarity is today's stupidity.
The universe has dark and light,
entrust oneself to change.

Oder:

Ohne Ziel kannst du dich nicht verirren.

Das sind noch die harmloseren Beispiele seiner oft auch obszönen Gedichte.

Egal. Den Mann sollte man sich zum Beispiel nehmen. Denn klar ist, aus der Fähigkeit, verrückt und lustig zu sein, entspringt mehr Zuversicht als aus nörgeln, ärgern, befürchten ...

Das kannst du ganz einfach in der nächsten Meditation einmal ausprobieren:

Wie fühlt es sich an, wenn du lustig und guter Dinge bist?
Und wie fühlt es sich an, wenn du im Kritik-Modus steckst?

Ja, klar, niemand lebt ständig lustig und guter Dinge. Und wenn wir es schaffen, die notwendigen kritischen Zeiten in konstruktive Ideen münden zu lassen, dann ist auch das belebend.

Gassho
Paul