Stille und Schweigen muss sein, wo das Wort vernommen werden soll.
(Meister Eckhart)

Ist es nicht so, dass wir sehr häufig schnell dabei sind, etwas, das wir gehört haben, in ein vorgefertigtes Urteil zu packen? Weil wir ja wissen, wie das ist. Diese automatische Reaktion unserer Gedanken ist im alltäglichen Leben eine große Hilfe. Müssen wir doch nicht jedes Mal darüber nachdenken, was es mit dem, was wir gehört oder erfahren haben, auf sich hat. Der Nachteil ist natürlich, dass wir auf diese Weise alle unsere Erfahrungen vorschnell fixieren, sie mit einem Etikett versehen und ihnen damit die Lebendigkeit nehmen.

„Stille und Schweigen“ gehören nicht unbedingt zu den Favoriten unserer Zeit – ganz im Gegenteil! Unsere Zeit ist zu 90 Prozent auf äußere Werke ausgerichtet. Diese Einseitigkeit – wie jede – ist nicht besonders gesund. Deshalb spricht Meister Eckhart auch von einem Menschen, der sein inneres Werk vollbringen will. Und dieses innere Werk funktioniert völlig anders als die äußeren Werke, nämlich ohne Wissen! Ohne Bilder und ohne Vorstellungen! Erst in dem Moment, wo es uns gelingt, uns von all den alten Prägungen, Vorurteilen und Gewissheiten zu befreien, da öffnet sich die Weite des inneren Raumes, die das logische Gegengewicht zum äußeren Raum ist.
Erst wenn wir bereit sind, in dieses Nichts einzutauchen, „mag es wirken“. In diesem Moment ist nichts zu tun, wie wir das von der äußeren Welt her kennen, sondern es ist ein Geschehen-Lassen. Ohne Übung ist das nicht immer leicht zu ertragen. Aber es lohnt sich. Denn das gute Leben besteht schließlich darin, in Balance zu sein.

Weihnachten und die Zeit zwischen den Jahren bieten eine wunderbare Gelegenheiten, sich dieser Stille zuzuwenden:
Ob Sie eine Sekunde oder eine Stunde in die Übung der „Stille und des Schweigens“ gehen, ist letztlich gleich. Es kommt nur auf die Erfahrung an, sich einmal von den äußeren Dingen lösen zu können. Das gelingt am besten durch Innehalten. Den Fluss der automatischen Gedanken und Bewertungen zu unterbrechen, ist eine Übung, die es wert ist, mehrfach am Tag zu erfahren. Innehalten, das meint, radikal Stopp zu sagen zu den vollautomatisch laufenden Gedankengängen. Dazu muss man erst einmal bereit sein, wahrzunehmen, was da im eigenen Hirn abläuft. Zum Beispiel jetzt in diesem Augenblick, indem Sie das lesen: Was denkt sich das Hirn dazu noch? Welche Bewertungen tauchen einfach so auf, zustimmende oder ablehnende? Erst wenn es möglich ist, in diese Selbstdistanz zu kommen, öffnet sich die Türe zur inneren Welt.

Gassho
Paul

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