Mein erstes Zen- und Yoga-Online-Seminar in diesem neuen Jahr war ein ganz besonderer Moment. Zahlreiche Teilnehmer.innen hatten sich eingeloggt. Und ich war gut vorbereitet. Ging es doch um den Zauber, den angeblich jeder Neuanfang in sich trägt.

Und tatsächlich, so war es dann auch. Allerdings erwies sich dieser Zauber als ein fauler. Er hat dem Internet die Power ausgesaugt. Also brach das wohlgemeinte Zoom-Gebäude immer wieder in sich zusammen – baute sich wieder auf – fiel wieder in sich zusammen – und so weiter. Eine meditative Katastrophe. Also: Nichts mit „Zen und Yoga am Sonntag“ zum Jahresbeginn.

Wie geht man mit der Frustration um, die unvermeidlich mit so einer Erfahrung verbunden ist – als Teilnehmer.in und ich als Lehrer? In der Psychologie würde man jetzt über „Frustrationstoleranz“ sprechen. Aber im Zen? Darf man denn als Meditierende.r überhaupt enttäuscht sein? Soll man nicht alles mit Gleichmut ertragen?

Nein. Meditation ist ein Übungsweg zur Kraft der Verbundenheit. Und üben kann man nur durch Erfahrung und durch Einsicht, nicht durch Nachdenken, Grübeln oder Kalkulieren. Deshalb war dieses verpatzte Sonntagsseminar ein guter Moment zum Üben. Üben zu erkennen, was bereits eine kleine Enttäuschung in mir auslösen kann. Um auf diese Weise eigene Fixierungen zu durchschauen. Und sich vorzubereiten auf viel größere Enttäuschungen, die mit Sicherheit noch auf uns alle lauern im Leben. Es ist das Üben, im Flow zu bleiben, selbst dann, wenn Hindernisse, kleine und große, den Weg zu versperren drohen. Der Fluss findet immer seinen Weg.

In der Zen-Tradition gibt es viele bildhafte Geschichten, die uns helfen können, Fixierungen zu erkennen, und auszuprobieren, sie loszulassen. Eine besonders zenvolle Geschichte, wie ich finde, kannst du dir direkt hier anhören.

Lass‘ dich überraschen.

Gassho
Paul