An diesem Wochenende findet auf dem Benediktushof das Symposium der Willigis-Jäger-Stiftung zum Thema Wahrheit statt. Das könnte spannend werden. Denn wer kennt schon die Wahrheit?

Ist schließlich nicht der Mensch der Weltmeister unter allen Wesen mit der Fähigkeit "Nicht die Wahrheit zu sagen" und beim "Die Wahrheit nicht hören wollen"? Und das ist keine Erkenntnis aus den Laboratorien der Hirnforschung, sondern eine uralte Wahrheit/Weisheit, die wir in nahezu allen Kulturen und Traditionen finden.

Warum tun wir uns so schwer mit der Wahrheit? Schon Pilatus hatte Jesus genial gefragt: "Was ist Wahrheit?" Jesus hat, so wurde berichtet, klugerweise darauf gar nicht geantwortet.
Vielleicht wusste er es selbst nicht?

Ist ja auch tatsächlich gar nicht so einfach in einer Welt, die auf einem raffinierten Netz von Illusionen tanzt. Allerdings eines kann man relativ schnell herausfinden, der Treiber hinter dem "nicht die Wahrheit sagen" ist fast immer die Angst – oder manchmal auch die Gier... Aber die beruht ja auch auf Angst.

Für den Umgang mit "der Wahrheit" gibt es deshalb meiner Meinung nach nur zwei Spielregeln. Die wichtigste ist die meditative Grunderfahrung: Abstand finden! Und die zweite heißt: Mitspielen!

Dazu eine kleine Zen-Geschichte.
Der Zen-Meister sitzt in seinem Zimmer am Tisch. Auf dem steht eine angebrochene Flasche Whisky. Der Schüler kommt herein und ist erwartungsgemäß schockiert.
"Meister", stottert er, "Alkohol! Steht nicht am Haupteingang unseres Tempels, 'Mögen alle bösen Geister draußen bleiben'!?"
"Ja, da hast du Recht", entgegnet ihm der Meister. "Aber dieser Whisky ist durch das Tor für die Küche hereingekommen."
Der Schüler soll sprachlos gewesen sein. In echt.

Gassho
Paul