Vor vielen Jahren, in einem der koreanischen Kriege, rückten die feindlichen Truppen auch auf das Zen-Kloster vor. Die Mönche packten das Nötigste, um sich in den Bergen in Sicherheit zu bringen. Nur der Abt blieb. Er saß meditierend im Zendo auf seinem Kissen, als die Truppen das Kloster besetzten und die Soldaten das Zendo stürmten. Die waren ratlos, wie sie sich verhalten sollten und riefen den General. Der kam und baute sich mächtig vor dem Abt, der da unten auf dem Kissen saß, auf. „Wisst ihr nicht, dass ich derjenige bin, der euch, ohne mit der Wimper zu zucken, töten lassen könnte?!“ So schnauzte er den Abt an. Der sah zu ihm auf und antwortete: „Wisst ihr nicht, dass ich derjenige bin, der sich, ohne mit der Wimper zu zucken, töten lassen kann?!“ Der General war tief beeindruckt. Er befahl seinen Soldaten, das Kloster ohne Plünderung zu verlassen.
So weit weg sind wir nicht von dieser Story. Was sollen wir tun? Weglaufen? Uns töten lassen? Kämpfen? Ein typisches Koan-Dilemma. So ein Koan kann man bekanntlich nicht intellektuell, vernunftmäßig lösen. Es verlangt nach einem Perspektivwechsel, der uns als ganzheitliche, also auch transzendente Wesen fordert. Dabei handelt es sich um ein völlig anderes „Problemlösungsverfahren“, als wir es im Alltag gewohnt sind. Da geht es um planen, kalkulieren, bluffen, spekulieren, taktieren, handeln. Und wir sehen, es springt keine Lösung dabei heraus. Wir haben es nicht in der Hand. Wir neigen dann zur Resignation, zum Wegschauen. Das ist auch keine gute Lösung. Auch die Empörung bringt nichts.
Deshalb die Idee, unser aktuelles Koan über Krieg und Frieden einmal in die weite Perspektive des Seins zu stellen. Dort geschieht seit Millionen von Jahren Unendliches, Grausiges und Geniales, und wir haben es nicht in der Hand. Eine Brücke zwischen der Alltags-Perspektive und der Seins-Perspektive können Rituale sein, zum Beispiel Mantras. Hier einmal ein konkretes Beispiel >>>
Gassho
Paul