Schaust du auch gelegentlich in dein Horoskop? Nein, nicht offiziell, nur so aus Neugierde ...? Ich tu’s. Dann erfahre ich, dass der Jupiter im dritten Aszendenten für eine Auflösung von Blockaden sorgt, mit denen ich mich schon lange herumplage. Endlich.
Im Ernst: Wer möchte nicht gerne wissen, wie es weitergeht – mit seinem persönlichen Leben, der Gesundheit, in den eigenen Beziehungen, mit Putin, Xi, Tramp und Co., mit diesem Newsletter-Text ...? Die Glaskugeln, in denen wir so etwas finden könnten, sind natürlich alle Fake, Illusion. Erstaunlicherweise wissen wir inzwischen ziemlich genau und auch verlässlich, wie das mit der Erde gegangen ist: vom wüsten, unbewohnbaren Planeten zu diesem unglaublichen Wunderwerk, auf dem wir heute leben. Aber wie geht es weiter? Unser Blick in die Zukunft ist außerordentlich nebulös. Wir wissen nichts Verlässliches darüber, ob vielleicht morgen die Erde aus ihrer Umlaufbahn geworfen wird, noch ob die Bahn wieder streikt, und schon gar nichts über unsere Gesundheit. Verzweifelt klammern wir uns an das bisschen Kontinuität, das sich im Alltag so zeigt: Der Wecker klingelt am Morgen, die Kaffeemaschine läuft (meistens), der Alltag nimmt seinen Lauf – und mit dem haben wir mal Glück (es läuft so, wie erhofft), oder auch Pech (mehr oder weniger große Katastrophen). Ist diese Unvorhersehbarkeit, ja Unzuverlässigkeit des Lebens nicht schlichtweg eine Zumutung?! Früher hatte man dafür noch einen Katalysator, den lieben Gott. Aber selbst auf den ist kein Verlass mehr.
Spätestens in diesem Moment ist der Hinweis auf das ›Glück im Jetzt‹ unvermeidbar. Leider ist dieses Jetzt so flutschig – kaum gedacht, ist es schon wieder weg. Buddha hat die Formel erfunden: »Leben ist Leiden.« Ich behaupte, der Blick in die Zukunft verstärkt dieses Leiden noch. Denn das einzig Sichere, was wir über die Zukunft wissen, ist, dass sich alles verändert, ja, das alles vergeht.
Sollten wir also jetzt einfach nicht mehr an der Gestaltung unserer Zukunft arbeiten? Doch, dazu sind wir verpflichtet, ganz einfach, weil wir Menschen sind. Aber es geht um die Qualität unserer Sicht in die Zukunft. Es ist wie beim Glücksspiel. Wenn du das ernst nimmst und mit Verbissenheit betreibst, dann bist du verloren. Wenn du jedoch Freude am Spielerischen hast, an der Ungewissheit, an der Kreativität der Zukunft, dann könnte das ein schönes Leben sein. Und dann könnte sogar dein Horoskop dazu beitragen, die Tristesse des Alltags zu überwinden.
Aber vielleicht sehe ich da was, was du nicht siehst ...
Gassho
Paul