Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft, die Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
Soweit Wikipedia.
Empathie ist ein Begriff im Zeitgeist geworden. In der christlichen Tradition ist der Begriff »Nächstenliebe« viel radikaler – im Buddhismus ist es das »Mitgefühl« als fundamentale menschliche Eigenschaft. Und im Zen?
Im Zen gibt es das alles nicht. Ist auch nicht notwendig. Deshalb wirkt das Zen für viele Menschen zunächst auch besonders cool oder sogar abschreckend.
Allerdings: Wozu bräuchte es im Zen so etwas wie Empathie, wenn doch alles Eins ist? Wenn »alles Eins« ist, muss es notwendigerweise ein »alles Nichts« geben, ganz einfach deshalb, weil es keine Differenzierung mehr gibt. In dieser Logik gilt: Wenn du nicht Eins bist, dann bist du Nichts.
Erschreckt dich das?
Tatsächlich wissen wir – inzwischen auch wissenschaftlich nachvollziehbar –, dass wir mit allem Eins sind, mit dem Universum, mit der Erde, mit den Pflanzen, mit den Tieren und last not least mit den Menschen.
Aus dieser Perspektive sind Empathie, Nächstenliebe und Mitgefühl nicht mehr psychologische Skills, gut fürs soziale Wohlverhalten oder moralische Standards, sondern sie sind Teil des Seins – ganzheitlich, nicht abgesondert.
Für das tägliche Leben ist diese Erfahrung außerordentlich erleichternd, weil wir uns um eine Selbstverständlichkeit nicht mehr bemühen müssen, wir laufen ihr nicht immer hinterher – Verbundenheit ist einfach.
Unser Titelbild zeigt die Dimension dieses Koans. Denn die scheinbar normale Welt ist vor allem mit dem Gegenteil von Verbundenheit beschäftigt: Krieg, Hass, Rache, Neid, Wut ...
Ja, genau deswegen meditieren wir.
Gassho
Paul