Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit Tieren umgehen sollen. Die gängigen Kategorien sind: lästig (zum Beispiel Fliegen), gefährlich (zum Beispiel Ratten), essbar (zum Beispiel Schweine), freundlich (zum Beispiel Haushunde). In den meisten Fällen sind Tiere Objekte, mit denen wir nach Gutdünken umgehen können. So ähnlich war es für Menschen in Zeiten der Sklaverei.

In Wirklichkeit – historisch und genetisch – sind die Tiere uns außerordentlich nahe. Es gibt nur wenige Religionen, die das zu würdigen wissen. Verständlich, wenn man bedenkt, dass es Zeiten gab, in denen Tiere in der Nahrungsbeschaffung unverzichtbar waren. Da sind wir heute eindeutig darüber hinweg.

Immerhin spielen im Buddhismus die Tiere eine bedeutende Rolle. Die Idee der Reinkarnation zeigt in ihrer Bildersprache eindrucksvoll, dass wir in einer ewigen Wechselbeziehung mit den Tieren sind. Warum haben wir uns in unserer Kultur von dieser Erkenntnis so weit entfernt? Vermutlich, weil wir die Beziehung zur Natur in der Arroganz des technischen Fortschritts glauben überwunden zu haben. Das ist zumindest eine systemische Erklärung. Aber die Brutalität unseres Umgangs mit Tier und Natur zeigt ein weiteres Defizit: einen grundlegenden Mangel an Liebe. Und Liebe meint: Verbundenheit. Für Meditierende sollte das eigentlich anders sein. Tatsächlich erweist sich die Meditation als Brücke zwischen dem Ich und dem Wir. Eine ganz praktische Erfahrung kann das illustrieren, nämlich beim Yoga. Viele Übungen sind Analogien zu Tieren: der Hund, die Kobra, die Biene, das Krokodil, der Bär – um nur einige zu nennen. Dabei geht es nämlich nicht nur um die Nachahmung von Tier-Figuren, es geht um das Tier-Sein.

In der Psychologie wird gerne vom „Tier in uns“ gesprochen, so als wären es unheimliche, unkontrollierbare Aspekte. Das Gegenteil ist der Fall. Kinder sind vorbildhaft auf eine wunderbare Weise „natürlich“. Es ist eine hilfreiche Form der Meditation, einmal Wolf zu sein oder Affe oder Schnecke oder Schmetterling.

Und jetzt bitte mal herausfinden, welcher von den beiden Koalas (siehe oben) du bist.

Gassho
Paul